Internationale Tagung 2019 in Moskau
Wieder einmal fand ICCMO´s Internationaler Kongress statt. Daran merkt man auch, wie schnell die Zeit vergeht. Dieses Mal hatten wir „Deutsche“ eher eine kürzere Anreise und statt langer Anreise über tausende von Kilometern nach Kyoto oder Buenos Aires, war Moskau das Ziel. Obwohl aus der Ferne (USA), von Eugene Serbin organisiert, lief es bestens. Vor allem die Unterstützung, bzw. Tipps, für ein Visum - die wollen wirklich alles wissen -, waren sehr hilfreich.
Immer schon haben mich die Internationalen Kongresse und Veranstaltungen gereizt und motiviert, so auch die ICCMO Kongresse, seit meiner Mitgliedschaft. Da möchte ich mich dankenswerter Weise an die Impulsgeberin, Frau Dr. Losert-Brugger erinnern, die mich zur Myozentrik und damit zum ICCMO gebracht hat. Erstmalig in München teilgenommen, hat mich der Bazillus nicht mehr losgelassen. Was passiert bei den „Anderen“, wie sehen deren Konzepte aus und wie steht es mit der interdisziplinären, fachübergreifenden und integrativen Zusammenarbeit aus. Hier bestehen, in der Tat, grosse Unterschiede und es ist vermutlich unserem Präsidenten Herrn Schöttl zu verdanken, dass dieser Aspekt in Deutschland einen anderen Stellenwert besitzt, als in den (meisten) anderen Ländern. Umso erfreulicher, die Offenheit und das unkonditionierte Umgehen, mit mir als Osteopath, aber auch mit anderen Fakultäten.Dies dürfte auch für Hanns von Rollbeck und seinen Vortrag (den wir kennen) gelten, der dieses Mal, Teil einer immer kleiner werdenden deutschen Delegation war und ebenfalls wie Steffen und Gertrud Fabel, sowie meine Wenigkeit, Gelegenheit hatten, unsere „ myozentrischen“ Konzepte vorzustellen.
An dieser Stelle möchte ich auf die wirklich tollen Vorträge hinweisen und die damit verbundene gute Resonanz bei den Teilnehmern/Innen hinweisen. Weitere deutsche „Dauerteilnehmer/Innen“ waren Katrin Haugk und Michael Fechler, die ebenfalls wieder „im Boote“ waren und mit Ihrer Tochter zu uns gestossen sind. Einziger Wermutstropfen zu Anfang war, dass Teilnehmer/Innen, die keinen Vortrag gehalten haben, nicht an der Empfangsbootsfahrt teilnehmen durften. Schade. Das war bisher anders gewesen, sodaß die Begrüssungszeremonie leider unter Ausschluss dieses Personenkreises stattgefunden hat. Die Bootsfahrt auf der Moskva, einfach genial. Im Tageslicht hin, ein fantastisches Buffet und bei Dunkelheit und Beleuchtung zurück - einfach traumhaft. Der Alkoholkonsum sollte sich glücklicher Weise nicht negativ auf die Vorträge des nächsten Tages auswirken. Der bekannte Teilnehmerkreis von ICCMO Mitgliedern anderer Nationen, die (eigentlich) immer dabei waren und sind und meistens an den anschliessenden Angeboten, dieses Mal „St. Petersburg“, teilnehmen, wurde natürlich durch vermehrte Teilnehmer/Innen des Gastgeberlandes verstärkt. Wenig Neue, viele alte Bekannte. Erfreulich und Schade zugleich, denn wo sind die Myozentriker von Morgen. Da passte das Thema: „Dentistry of the future today!“ Umso erfreulicher die Berücksichtigung der funktionellen Versorgung im Kindesalter. Bei den letzten Veranstaltungen eher wenig bis kaum, wurde dieser Bereich nunmehr stärker fokussiert.
Frühkindliche und frühfunktionelle Befunderhebung durch den Kinderzahnarzt und die rechtzeitige funktionskorrigierende kieferorthopädische Behandlung, sollten das CMD Desaster im Alter helfen etwas zu verbessern. Die Vielfältigkeit der deutschen Veranstaltungen kann natürlich nicht Sinn einer solch´ internationalen Begegnung sein. Gleichwohl haben Themen wie Materialunverträglichkeiten, Zahnstörfelder und Herdbefunde, vor allem aber konservative Begleitbehandlungen ( Physiotherapeuten, Osteopathen u.Logopäden ), einen geringen Stellenwert, dazu gehört auch, man möge mir verzeihen, mein Thema:“ aufsteigende Symptomatik und dessen Behandlung mit propriozeptiven Einlagen.“ Das könnte „Dentistry of the future…“ sein?
Profimäßig, wie immer, die Vorträge von Dr. Meyer (USA), Dr. Ronkin (USA/RUS), C. Westersund (CAN), M. Miyoshi (JAP), aber auch all den anderen aus Argentinien, Frankreich, Japan, Indien, Russland etc. Besonders beachtenswert die vielen hochkarätigen Vorträge der argentinischen Zahnärzte und dem Vortrag von Frau Dr. Tammarie Heit (CAN), sowie den russischen Teilnehmern/Innen. Gleichwohl sind 20min Vortragszeit nur zum Anreissen eines Themas. Dafür gibt es jedoch genug Pausen und Meetings zum Informationsaustausch. Während das „Dinner“ dazu etwas weniger hergibt, sind gerade die postkongress Aktivitäten, bzw. Angebote, geradezu prädistiniert, um sich Auszutauschen. Dies haben wir alle natürlich weidlich ausgenutzt und dabei ein traumhaftes St. Petersburg kennenlernen dürfen. Nachdem wir die Pausenzeiten vor Ort bereits zu Besuchen der Moskauer Sehenswürdigkeiten genutzt hatten, war Petersburg - deutlich ruhiger und gelassener - Urlaub nach Kongress. Dank einer fantastischen Organisation ( Reisebüro Vorort ), die bereits alles im Vorfeld arrangiert hatte, blieben keine Wünsche offen und trotz eines sehr vollen Programms, u.a. Wodka Museum, Eremitage, Schloss Peterhof, Blutskirche etc., war alles sehr relaxt.
Fazit, der Internationale Congress war wiederum eine hochkarätige und wirklich tolle Veranstaltung mit fantastischem Beiprogramm. Um die Zukunft der Myozentrik im Allgemeinen muss man sich wohl keine Angst haben, gleichwohl scheint der Umgang und die Vorgehensweise sehr unterschiedlich und zwischen stringent und sehr flexiblel zu variieren. Der fachübergreifende Fokus besteht durchaus, Schwierigkeiten dürften die Regularien machen. Andererseits ist es völlig ausreichend, den interdisziplinäre Tenor mehr aufzugreifen und daraus Weiterentwicklungen zu generieren. Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten „Internationalen“, dieses Mal in New York. Die Teilnahme von „Fabels“ und „Haugk-Fechler“ nebst Tochter gewiss, sollten dieser Ort und vielleicht dieser Bericht, Geschmack auf ICCMO International gemacht haben.
Ich verbleibe mit interdisziplinären Grüssen
Wolfgang Tatzel